Aufgrund von Diskussion zum massiven Insektenrückgang in den letzten 30 Jahren entschied der BUND, im Landkreis Nienburg Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung bedrohter Insekten-Arten durchzuführen.
Infolge der starken Stürme, bei denen im Landkreis Nienburg auffällig viele alte Eichen umgestürzt waren, entstand die Idee, den Hirschkäfer als „Zielart“ zu wählen. Die Hirschkäferbestände sind europaweit stark eingebrochen. Die Art ist deshalb gesetzlich streng geschützt.
Hirschkäfer benötigen ältere Eichenbestände zur Nahrungssuche und zur Paarung. Versuche, für Hirschkäferlarven künstliche sog. Hirschkäfermeiler, zu errichten, haben sich in vielen Gebieten Deutschlands als erfolgreich erwiesen.
Steckbrief
Der Hirschkäfer gehört zur Familie der Schröter und ist der größte heimische Käfer. Seinen Namen erhielt der Käfer wegen der geweihartig vergrößerten Oberkiefer der Männchen. Die Männchen werden etwa 3,5 bis 7,5 Zentimeter lang, die Weibchen etwa 3 bis 4,5 Zentimeter und sie haben keinen vergrößerten Oberkiefer. Die Käfer besitzen eine schwarzbraune Grundfärbung. Die Flügeldecken und die Kieferzangen der Männchen sind braunrot gefärbt. Die Größe des Geweihs kann bei den Männchen stark variieren. Besonders kleine Formen weisen auf eine schlechte Ernährung der Larven hin (Hungermännchen).
Lebenszyklus
Die Hirschkäferweibchen legen etwa 20 Eier an sonnigen Standorten. Geeignete Brutstätten sind modrige Eichenstubben, aber auch Stubben von Obstbäumen und andere Baumarten. Die Larven der Hirschkäfer können sich nur in stark von Pilzen zersetztem Holz entwickeln, sie befallen kein frisches Holz. Die Käferlarven "schroten" das verpilzte Holz. Sie werden deshalb auch Schröter genannt. Die Entwicklung bis zum fertigen Käfer dauert fünf bis acht Jahre und die Larven werden dabei bis zu 10 Zentimeter lang. Sie verpuppen sich anschließend in einer Erdhöhle (Puppenwiege) bis zu 60 Tage.
Die geschlüpften Käfer überwintern in der Höhle und fliegen im Folgejahr im Mai/Juni aus. Sie suchen in alten Eichenwäldern oder Eichenhainen verletzte Bäume mit Saftfluss an der Rinde. Diesen Baumsaft lecken sie, er ist ihre einzige Nahrung. Erwachsene Hirschkäfer leben nur wenige Wochen. Ihre Flugzeit endet im Juli.
Paarung
Hirschkäfer sind vor allem in der Abenddämmerung und nachts aktiv. Die Weibchen können mit ihren kräftigen Kiefern Baumwunden auch vergrößern, um an mehr Baumsaft zu gelangen und können so Männchen anlocken. Außerdem nutzen sie Sexuallockstoffe (Pheromone) zum Anlocken der Partner. Treffen hierbei Männchen aufeinander kommt es zum Kampf, sie versuchen sich dabei den Gegner zu packen und vom Baum zu werfen. Der Sieger kann sich mit dem Weibchen paaren.
Bau von Hirschkäfermeilern und Monitoring
Aufgrund des starken Rückgangs der Käfer und einem Mangel an Brutstätten können künstlich angelegte Brutmeiler der Hirschkäferpopulation helfen. Hierzu werden modrige Stammstücke tief in den Erdboden an einem sonnigen Platz eingegraben. Zwischen die Stammteile und außen herum werden Eichenspäne und Eichenhackschnitzel gefüllt, damit der Verrottungsprozess beschleunigt wird. Ein Zaun soll ggf. vor Wildschweinen und Dachsen schützen. Diese Hirschkäfermeiler haben sich bereits vielerorts bewährt und bieten den Hirschkäfer über 20 Jahre eine geeignete Brutstätte.
Wie kann man den Hirschkäfer nachweisen?
Während der Hauptflugzeit Ende Mai bis Mitte Juli lässt sich der Hirschkäfer am einfachsten entdecken. Bei Alteichenbeständen kann man die Stämme und den Bodenbereich nach ihnen absuchen. Besonderen Erfolg hat man an Eichen mit Saftfluss. Da der Käfer eine attraktive Beute für Vögel darstellt, sind bei größeren Hirschkäfervorkommen Reste der Käfer leicht zu erkennen. Auch von Wildschweinen durchwühlte Eichenstubben weisen auf Hirschkäferlarven hin.
Über das Vorkommen der Hirschkäfer im Landkreis Nienburg ist wenig bekannt. Deswegen ist es wichtig, dem BUND Hirschkäfer-Funde (auch tote Käfer oder Reste von ihnen) zu melden.
Für Meldungen sind folgende Angaben hilfreich:
- Genauer Fundort
- Funddatum
- Anzahl der beobachteten Hirschkäfer (Männchen, Weibchen, Larven, Hirschkäfer-Engerlinge im Boden, unter Baumstubben oder im Schreddergut)
- Name und Telefonnummer für Rückfragen
- Wenn möglich Fotos mitschicken
Wenn andere Käfer dort vorkommen, bitte auch diese mit Angaben und Fotos zuschicken.
Kontakte:
0151-56921777 (Erk Dallmeyer) oder erk.dallmeyer@bund-nienburg.de