BUND Kreisgruppe Nienburg

Neuer Torfabbau beantragt

BUND ist empört

„Wie kann in heutiger Zeit noch Torfabbau beantragt werden?“, fragt sich Lothar Gerner von der Kreisgruppe Nienburg des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), „wo alle Welt diskutiert, wie man CO2-Ausstoß verhindern kann und sogar Millionen Euro im Lichtenmoor für ein Projekt „Klima- und Moorschutz“ ausgegeben werden.“

Der BUND äußert sich damit zu einem Antrag der Firma Meiners im Großen Moor nördlich Steyerberg. Dort soll in einem bestehenden Torfabbaugebiet von 76 Hektar Größe um 0,80 Meter tiefer abgetorft werden. Dadurch würden zusätzlich 84 Tausend Tonnen CO2 freigesetzt, wie ein Gutachten der Torffirma aussagt.

Das widerspräche allen Aussagen von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, in denen immer wieder betont wird, welche überragende Bedeutung der Torf in den Mooren für den Klimaschutz hat, so der BUND. Das Land Niedersachsen und der Landkreis Nienburg seien deshalb dringend aufgefordert, ihrer Verantwortung für unsere Zukunft gerecht zu werden und diesen Abbau zu verhindern. Die Bund-Länder-Vereinbarung, keinen Torfabbau mehr zu genehmigen, müsse umgehend umgesetzt werden.

„Der Landkreis Nienburg sollte vielmehr die für den momentan laufenden Torfabbau festgesetzte Folgenutzung Grünlandwirtschaft ändern in Wiedervernässung oder landwirtschaftliche Torfmooskultur“, so Heinz-Friedel Bomhoff vom BUND, „das wäre die richtige Entscheidung, um etwas gegen den Klimawandel zu tun, denn nur so können die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens erreicht werden.“

Besonders für den Erwerbsgartenbau sei Torf ein viel zu billiges Substrat für die Pflanzenanzucht, ist der BUND überzeugt und fordert, Torfprodukte möglichst europaweit mit einer stetig steigenden CO 2-Abgabe zu belegen. Damit soll der klimaschädlichen Wirkung von Torfsubstraten Rechnung getragen werden und Anreize gesetzt werden für die Nutzung und Weiterentwicklung von Torfersatzstoffen, zum Beispiel aus Paludi-Kulturen.

i.A, Lothar Gerner

Am 9. Oktober ist Landtagswahl in Niedersachsen

BUND-Erwartungen an die künftige Landesregierung am Beispiel Landwirtschaft

"Niedersachsen als das wichtigste Agrarland muss bei der Agrarwende eine Vorreiterrolle spielen", so die BUND-Kreisgruppe Nienburg. Das bedeute, nur eine tiergerechte, bodenschonende Landwirtschaft schützt Klima, Umwelt und Natur. Für gesellschaftliche Leistungen seien den Bauern und Bäuerinnen faire Preise zu zahlen und die Förderpolitik und Erzeugerpreise darauf konsequent auszurichten. Mit dem Niedersächsischen Weg konnte ein wichtiger Schritt hin zu mehr Naturschutz in der Agrarlandschaft erreicht werden. "Von der künftigen Landesregierung erwarten wir, die Umsetzung des Niedersächsischen Weges intensiv voranzutreiben und dafür die notwendigen Ressourcen dauerhaft sicherzustellen", betont Johanne Sailer vom BUND.

Dabei sei vor allem der Umbau in der Tierhaltung unumgänglich. Mehr Tierwohl bedeute weniger Tiere. Nur so könnten Grundwasserschutz und Klimaschutzziele erreicht werden. Von einer Förderung des Umbaus der Tierhaltung mit dem Blick auf Wiederkäuer werde insbesondere die Weidehaltung profitieren. Weidehaltung ist eine zentrale Voraussetzung für den Erhalt von Grünland mit seinen wichtigen Funktionen für Klima- und Naturschutz.

"Deshalb erwarten wir von der zukünftigen Landesregierung eine Agrarförderung für artenreiches feuchtes Dauergrünland mit einer besseren Vermarktung von Lebensmitteln aus Weidehaltung", heißt es aus Sicht des BUND.

Der BUND verweist in diesem Zusammenhang auch auf den am 24.3.2021 ergangenen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz, der eine objektivrechtliche Schutzverpflichtung auch in Bezug auf künftige Generationen einfordert.

Eine tiergerechte Haltung bedeute auch eine Verbesserung der Tiergesundheit. Es müsse eine spürbare Reduktion des Antibiotikaeinsatzes erfolgen, auf den Einsatz von Reserveantibiotika sei umgehend zu verzichten.

Zur Verbesserung der Artenvielfalt sowie Schutz von Böden und Gewässern sei der Einsatz von Pestiziden deutlich zu reduzieren. Im Niedersächsischen Weg wurde eine Reduktion von Pflanzenschutzmitteln um 25 % bis 2030 vereinbart. Die Zukunftskommission Landwirtschaft, in der sich das Spektrum aller für die Landwirtschaftspolitik relevanten gesellschaftlichen Gruppen unter Einbeziehung der Wissenschaft widerspiegelt, hat sich in seinem Abschlussbericht gar auf 50 % Reduktion auf Bundesebene geeinigt. "Von der zukünftigen Landesregierung erwarten wir, diese Forderungen praxisgerecht Schritt für Schritt umzusetzen, um Planungssicherheit für die Betriebe zu gewährleisten", heißt es weiter in der Pressemitteilung.

"Wir lehnen strikt die Notzulassung für Neonicotinoide ab. Das dringend notwendige Verbot von Glyphosat muss erfüllt werden. Eine firmenunabhängige Beratung und die Entwicklung von geeigneten Anbausystemen müssen in Niedersachsen verstärkt werden," ist man sich in der BUND-Kreisgruppe einig.

Damit der Ökolandbau auf 30 % bis 2030 anwachsen könne wie im Niedersächsischen Weg vereinbart, sei mit einer landesweiten Kampagne die Umsetzung der Ernährungswende in der Außer-Haus-Verpflegung zügig voranzutreiben. Bio, regional, saisonal - dieses Motto müsse in allen Kantinen, Mensen, Kitas, Krankenhäusern und öffentlichen Einrichtungen Standard werden. Man erwarte durch eine öffentlichkeitswirksame Strategie -unter Einbeziehung der Verbände des Ökolandbaus- die Entwicklung und Förderung neuer, regionaler Vermarktungswege, um Verbrauchern und Verbraucherinnen gesunde und nachhaltig erzeugte Lebensmittel zur Verfügung zu stellen.

Wichtig sei dem BUND, das Recht auf gentechnikfreie Lebensmittelerzeugung beizubehalten. Es dürfe auch in Zukunft keinen Freifahrtschein für die Gentechnik-Industrie geben, die Äcker von Bauern und Bäuerinnen als Versuchsflächen zu missbrauchen und die Erzeuger dann auf die Folgeschäden sitzen zu lassen. Dem Wunsch der Bevölkerung sei Rechnung zu tragen, auch in Zukunft keine Gentechnik auf dem Teller zu haben. "Die neue Landesregierung muss sich auf Bundes- und EU-Ebene für die Beibehaltung der seit 2018 gültigen Gentechnikregulierung einsetzen", erwartet Johanne Sailer.

Bedeutsamer Baustein einer Agrar- und Ernährungswende sei die Schulung von Verbrauchern, Verbraucherinnen, Erzeugern und Erzeugerinnen. Die allzu einseitige Sicht auf Wachstum, Spezialisierung und Rationalisierung seit vielen Jahren solle abgelöst werden. Unterrichtspläne im Lerngebiet Alternative Landwirtschaft müssten endlich umgesetzt und um den Bereich ökologische, ökonomische und sozial nachhaltige Erzeugung, Herstellung und Vermarktung in den Lehrplänen ergänzt werden. Ebenso seien die Lehrpläne in den allgemeinbildenden Schulen den heutigen Erkenntnissen und Erfordernissen anzupassen.

BUND: Klima- und Naturverträgliche Moornutzung ist notwendig

Am 9. Oktober sind Landtagswahlen.

Dann geht es auch darum, wie die Politik in den kommenden Jahren unsere natürlichen Lebensgrundlagen beachten wird.

Die Kreisgruppe Nienburg des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) möchte den Kandidatinnen und Kandidaten mit diesem Artikel Wichtiges zum Thema „Moore“ mit auf den Weg geben.

Unsere Moore sind hervorragende CO2-Speicher. Dafür müssen sie nass sein, wie bei ihrer Entstehung. Sonst wird der Torf zu CO2 oxidiert.

Der BUND fordert wegen der deutlichen Zeichen des Klimawandels, dass es ab sofort keine Genehmigungen für Torfabbau geben darf.

„Leider wurden die Moore in den letzten Jahrhunderten zunehmend entwässert, um darauf Grünland- oder Ackerwirtschaft zu betreiben“, beklagt Lothar Gerner vom BUND, „dabei ist der Ackerbau auf Moorböden besonders klimaschädlich, der Torf wird besonders schnell in CO2 umgesetzt. Wir müssen in den nächsten Jahren Ackerbau auf Moor beenden zugunsten Grünlandwirtschaft und diese auf möglichst nassen Böden praktizieren. Natürlich müssen Landwirte für einschränkende Maßnahmen durch entsprechende Förderprogramme einen Ausgleich erhalten. Die Möglichkeit von neuen Methoden, wie Torfmoosfarming oder Anbau von Schilf oder Rohrkolben als Rohstoffe muss viel stärker gefördert werden.“

Der BUND sieht in dem Wassermanagement-Programm unseres Landkreises eine Chance, durch intelligentes Management Wasserstände in Mooren mit Landwirtschaft so anzuheben, dass Torfschwund verhindert, aber Bewirtschaftung möglich ist.

Dabei möchte der BUND, dass für die Natur mehr Lebensraum entsteht. Das Artensterben sei nach wie vor in vollem Gange. In den Hochmooren um Nienburg gab es beispielsweise bis vor dreißig Jahren noch das Birkhuhn und ehemalige Niedermoore, wie die Wiehbuschwiesen bei Steimbke, hatten vor einigen Jahrzehnten noch überall Kiebitze und Brachvögel. Heute seien nur noch ein bis zwei Paare zu sehen.

„Schön wäre es, wenn vom „Aktionsprogramm natürlicher Klimaschutz“ der Bundesregierung, das in den nächsten Jahren 4 Mrd. Euro zur Verfügung stellt, auch Gelder nach Niedersachsen, möglichst auch in unseren Landkreis, fließen“, sagt Erk Dallmeyer vom BUND, „dann wären Vernässungskonzepte, zum Beispiel in den Wiehbuschwiesen und in anderen Mooren, eher umsetzbar.“