Gewässerschutz
Gewässerschutz ist Umwelt- und Naturschutz
Die Kreisgruppe Nienburg engagiert sich schon seit über 30 Jahren für den Schutz und die Entwicklung unserer Fließgewässer und des Grundwassers. Auch mit Aktionen für die Öffentlichkeit wird regelmäßig auf die Bedeutung der Gewässer hingewiesen.
Fließgewässer
Im Jahr 2018 hat die BUND-Kreisgruppe Nienburg in einem Projekt an über 100 Messstellen an kleinen Fließgewässern im Landkreis Wasserproben entnommen und chemisch analysiert. Dabei wurden in über 90% der Proben zu hohe Werte festgestellt und damit die Ergebnisse der Behörden bestätigt:
Die Fließgewässer im Landkreis Nienburg haben fast durchweg eine schlechte Wasserqualität!
Viele Bäche sind künstlich begradigt, vertieft, ihr Fluss ist unterbrochen durch Staubauwerke. An den Rändern fehlen naturnahe Randstreifen, oft wird bis an die Böschungskante geackert. Auch die regelmäßige Unterhaltung der Fließgewässer könnte an vielen Stellen ökologischer sein. Nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vom Jahr 2000 sollen alle unsere Bäche bis 2027 guten ökologischen Zustand oder gutes ökologisches Potential erreichen.
Das ist mit den derzeit geringen Anstrengungen von Politik und Behörden niemals zu erreichen.
Es gibt schon für etliche Fließgewässer im Landkreis Nienburg „Gewässer-Entwicklungs-Pläne“, in denen Maßnahmen sehr genau beschrieben sind, mit denen die Gewässer ökologisch verbessert werden können. Sie wären ein hervorragendes Mittel, die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen.
Aber nur an wenigen Stellen sind Maßnahmen umgesetzt worden.
Im Interesse des Allgemeinwohls ist ein Umdenken im Umgang mit den Fließgewässern notwendig. Mehr Eigendynamik in einem Bett mit breiten Randstreifen schafft Lebensraum für Tiere und Pflanzen und schützt vor Pestiziden und Düngestoffen. Fließgewässer sollten wertvolle Verbindungselemente unterschiedlicher Lebensräume werden.
Die BUND-Kreisgruppe Nienburg hat an zwei Fließgewässerabschnitten Verbesserungen erfolgreich durchgeführt:
Kreuzbach
Der Kreuzbach bei Blenhorst stürzte über einen Absturz 50 cm hinab, nachdem er durch ein Betonrohr geflossen war. Dann verlief er 300 Meter begradigt durch einen Erlenwald. Seine Sohle bestand aus lebensfeindlichem Treibsand.
Diese Missstände sollten behoben werden.
Dafür musste von einem Ingenieurbüro ein wasserrechtlicher Plan entstehen, alle Anlieger und der Landkreis mussten zustimmen und Kosten und Bezahlung für Planung und Baumaßnahmen waren zu klären.
Mit Unterstützung vom Landkreis, vom Unterhaltungsverband und von der niedersächsischen Naturschutzbehörde konnte die BUND-Kreisgruppe Genehmigung und Bezahlung der Kosten (15.000 €) sichern.
In den Jahren 2014 und 2015 wurden die Hindernisse beseitigt und eine 100 Meter lange Sohlengleite gebaut.
Auf 200 Meter Strecke haben viele ehrenamtliche BUND-Helfer Kies in den Bach gebracht und mit Holzpfählen Strömungslenker hergestellt.
Nun kann der Bach wieder eigendynamisch Kurven bilden und Wassertiere können ungehindert im Bach aufwärts wandern.
Rohrbach
Der Rohrbach in der Samtgemeinde Liebenau gehört zu den wertvollsten Fließgewässern im Landkreis Nienburg. Er ist vom Typ ein kies-sand-geprägter Niederungsbach.
Da der Rohrbach in seiner Geschichte starke Umwandlungen durch Menschen erfahren hat, sind die natürlichen Strukturen nur noch rudimentär vorhanden. Der Bach ist weitgehend begradigt und z. T. in ein neues Bett verlegt worden. Landwirtschaftliche Nutzungen und Siedlungsflächen reichen oft bis an das Bachbett heran.
Im Rohrbach wurden an einigen Stellen Bachneunaugen und Bachforellen festgestellt, stark gefährdete Fischarten. Sie benötigen klare, kühle, sauerstoffreiche Gewässer, die sowohl Kies- als auch Sandbänke enthalten. Querbauwerke behindern die Laichwanderungen.
Am 09.04.2016 wurden am Rohrbach bei Glissen mit Maschinen und Arbeitskräften des Unterhaltungs- und Landschaftspflege-Verbands (ULV) „Große Aue“ sowie mit mindestens 30 Ehrenamtlichen auf über 300 m Bachstrecke Kies und Totholz eingebracht. Die Ehrenamtlichen waren Anwohner sowie Mitglieder des Heimatvereins Binnen und der BUND-Kreisgruppe Nienburg.
Die Baumaßnahmen wurden durch ein Fernsehteam des NDR und die lokale Presse begleitet.
Die BUND-Kreisgruppe Nienburg bemüht sich, weitere Verbesserungen an unseren Fließgewässern umzusetzen.
Grundwasser
Der größte Anteil des deutschen Trinkwassers wird aus Grundwasser gewonnen. Damit kommt diesem Wasser eine überragende Bedeutung zu. Ein dichtes Netz von Grundwassermessstellen durchzieht Deutschland und auch unseren Landkreis und wird regelmäßig von behördlicher und wasserwirtschaftlicher Seite beprobt und ausgewertet. Hierbei handelt es sich in aller Regel um sehr tiefe Entnahmestellen, deren Wasser vor der Förderung etliche Jahre von der Geländeoberfläche bis zur Pumpe im Boden- und Gesteinsuntergrund unterwegs war.
Brunnenwasser-Analysen
Seit den 90er Jahren bietet die Nienburger Kreisgruppe des BUND die Untersuchung privater Brunnen gegen eine geringe Gebühr an.
Das Wasser der privaten Haus- und Gartenbrunnen stammt oftmals aus geringer Tiefe und ist demnach deutlich stärker Einflüssen von der Oberfläche ausgesetzt, da die Filter- und Umsetzungsprozesse durch die geologischen Schichten weit geringer ausfallen. Dieses Wasser wird jedoch vielfältig genutzt, sei es zur Bewässerung von Gartenpflanzen, zum Befüllen von Planschbecken, manchmal sogar als Trinkwasser oder als Tränkwasser für Haustiere.
Seit zu Jahresbeginn 2014 die Brunnenwasseranalytik und Auswertung der BUND Kreisgruppe Nienburg auf den neuesten technischen Stand gebracht wurde, sind über 600 Wasserproben von privaten Brunnen aus dem gesamten Landkreis analysiert worden, zusätzlich noch etliche Oberflächenwasserproben aus Teichen und Bächen und einige Leitungswasserproben.
Die Nachfrage für solche Probenmessungen war immer sehr hoch. Die Analyse beinhaltet die Bestimmung von acht Messwerten: Leitfähigkeit, pH-Wert, Gesamthärte, Carbonathärte, Eisen, Nitrat, Nitrit und Ammonium. Zusätzlich wird das Aussehen und der Geruch der Wasserproben bewertet. Mit der Bestimmung dieser acht Parameter ist eine erste Einschätzung der Qualität des Brunnenwassers möglich. Eine Trinkwasseranalyse, bei der mehr auf mehr als 100 verschiedene Substanzen und auch auf Mikroorganismen geprüft wird, kann damit keineswegs ersetzt werden.
Besonders besorgniserregend sind die hohen Nitratwerte, die in ländlich geprägten Regionen unseres Landkreises regelmäßig auftreten – insgesamt lag jede dritte der 331 untersuchten Brunnenwasserproben über dem Grenzwert von 50 mg/l. In der Spitze wurden sogar Werte von über 300 mg/l, dem 6-fachen des Grenzwertes der Trinkwasserverordnung gemessen. Die Vermeidung von Nitrateinträgen ist zwingend erforderlich, da derzeit keine praktikable Technologie zur Nitratentfernung für die Trinkwassergewinnung verfügbar ist.
Erschreckende 40 Prozent der getesteten Brunnen zeigten eine zu hohe Stickstoffbelastung. Insgesamt lagen nur 10 Prozent der untersuchten Brunnenwasserproben bei allen getesteten Parametern im Bereich der Trinkwasserverordnung. Das Wasser auch räumlich benachbarter Brunnen kann eine sehr unterschiedliche Zusammensetzung und Qualität haben, so dass Verallgemeinerungen nicht möglich sind. Lediglich ist im urbanen Bereich, wie zu erwarten, meist die Belastung mit Stickstoffeinträgen geringer als in Bereichen mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung.
Brunnenwasser-Analysen werden i. d. R. zweimal jährlich durchgeführt.
Nach der WRRL (s. o.) soll von allen EU-Staaten verbindlich das Grundwasser in einen guten chemischen Zustand gebracht werden.
Zurzeit wird vom Land Niedersachsen gerade die 3. Periode (2021 – 2027) der Umsetzung WRRL bearbeitet.
In dem Papier wird das Verfehlen der EU-Ziele deutlich:
Bei über 50% der Grundwasserkörper in Niedersachsen ist wegen Nitrat, Pestiziden und anderer Stoffe aus der Landwirtschaft der gute chemische Zustand des Grundwassers erst nach 2045 erreichbar.
Und da das Grundwasser wesentlich auch unsere Fließgewässer speist, können in dem chemisch belasteten Wasser viel weniger empfindliche Wassertiere leben.
Aktionen für die Öffentlichkeit
Seit vielen Jahren ist für die BUND-Kreisgruppe die Bildung unserer Kinder für das bessere Verstehen und Schätzen unserer Gewässer ein wichtiger Schwerpunkt. So wurden in den Sommerferien in mehreren Orten des Landkreises Ferienpass-Aktionen an Fließgewässern durchgeführt. Mit dem Kescher konnten die Kinder Tiere aus dem Wasser fangen und in Sammelschalen kennen lernen und bestimmen.
Auch im „Naturnahen Schau- und Lehrgarten“ des BUND wurden und werden regelmäßig Kescheraktionen am Teich durchgeführt.
Und überall im Landkreis, wo es um die Entwicklung von Gewässern geht, so in Uchte oder bei Nienburg, wurden und werden Führungen für Interessierte angeboten.
Ein Filmteam drehte für den NDR u. a. im Landkreis Nienburg eine Dokumentation über Stand und Entwicklung der Wasserkörper. Unterstützt wurde das Film-Team von aktiven Kreisgruppenmitgliedern mit ihrem Fachwissen, ebenso fand das Wasserlabor großes Interesse.